Der Hangar West


Die Pläne des Hangars datieren mit 1957. Wenn man in der Geschichte des Asperner Flughafens gräbt, findet sich in der Nachkriegszeit eine Bauperiode. Nachdem die Russen das Flugfeld im Herbst 1955 verließen, glich es einem Trümmerfeld. Die Bundesgebäudeverwaltung errichtete für den öst. Aeroclub, welcher das Flugfeld als Betreiber übernommen hatte, diverse Gebäude. Unter anderem auch unseren jetzigen Hangar West. Als der Asperner Flughafen im März 1977 aufgelassen wurde, wurden die Anlagen soweit als möglich einer Verwertung zugeführt. Die FAB (Flughafen Aspern Betriebsgemeinschaft) vergab, so mein Informationsstand, 2 Hangars an Vereine in Niederösterreich. Einer kam nach Wr. Neustadt, einer nach Stockerau. Wahrscheinlich konnten damals keine anderen Narren als die Neustädter und die Stockerauer gefunden werden, welche bereit waren, einen 1000 m² großen Hangar abzutragen, 50 Kilometer weit zu transportieren und wieder aufzubauen. Alleine das Transportgewicht und die Abmessungen der Binder, Überlager, Pfetten und Tore muß man sich vorstellen. Im Sommer 1977 begannen wir den Hangar in Aspern abzubauen.

 

Die gemauerten Wände wurden abgetragen, der Hangar Schraube für Schraube zerlegt und nach Stockerau transportiert. Wie Ihr sehen könnt waren da manche Teile für einen Sondertransport nach heutigen Maßstäben gut, damals wurde halt einfach am Sonntag oder bei wenig Verkehr gefahren, um die Trümmer nach Stockerau zu bringen. Beim Stöbern in Franz Havliczeks Album fiel mir eine Notiz auf:

„Transport des Asperner Hangars bei Eisesglätte am 24.Dez.1977.....“


Was mir heute noch ein Rätsel ist, sind die Tore. Diese sind etwa 4,5*4,5 Meter groß und wurden in einem Stück transportiert. Die Gerüchteküche spricht davon, dass die Tore waagrecht auf einem Tieflader, somit, mit einer Transportbreite von 4,5 Metern verfrachtet wurden. Quer durch Donaustadt und Floridsdorf.......Heute würdest für so eine Aktion Deinen Schein loswerden. Ebenso 1977 wurden in Stockerau die Hallenfundamente ausgehoben und betoniert. Trotz widrigster Witterung wurde keine Zeit verloren, sofort begann der Aufbau des Hangars. Schon bald konnte man einen Teil des Hallengerippes wieder erkennen.


Es wird Frühjahr (1978) und die Baustelle versinkt im Gatsch. Montage der Binder und der Torüberlager. Der Windsackkreis und das Signalfeld entstehen...


Vor dem Errichten der Hallenausmauerung, wurde der Hallenboden betoniert. Unsere Kühlschränke waren damals die beiden Ölabscheider im Hangar, in der Erde, etwa 1 Meter tief, wurde das Bier und Cola gekühlt. Mit dem Frontlader der Trabauers wurde der Mörtel, die Splittsteine und manchmal auch der Maurer auf’s Gerüst gehoben. Jeweils 2 Mann pro Gerüst haben dann gemauert.


Besonders unangenehm zum Mauern, war die Westwand. Die Robin (OE-DVW), welche in Tulln eingestellt war, wurde jeweils am Freitag nach Stockerau überstellt, um am Sonntag Nachmittag (da war arbeitsfrei am Flugplatz) geflogen zu werden. Abgestellt war das Flugzeug immer dort wo heute der Segelfliegerhangar steht. Wenn Du also Samstags und Sonntag vormittags an der Westwand gearbeitet hast, hast Du immer den Flieger vor Augen gehabt. War nicht immer eine Motivation zum Mauern.....


Das Hallendach besteht aus einem etwa 1mm starkem Aluminiumtrapezblech. Transportiert wurden die Bahnen in aufgerolltem Zustand, ich schätze heute, dass diese Bahnen jeweils etwa 10 Meter lang waren und etwa 1,5 Meter breit. Die Rollen wurden mit einem Strick hochgezogen und am Dach wieder ausgerollt. Alle 30 cm wurde ein Aluminiumdrahthaken durch das Blech gesteckt, an der „Pfetten“ eingehängt und am Dach mit einer Alubeilagscheibe, Dichtmittel und einer Mutter festgeschraubt. Eine Spitzenarbeit in 5-6 Metern Höhe.
Übrigens 12 Pfetten mit je 50 Metern Länge, alle 30 cm ein Haken.....grübel, grübel und studier....2000 Befestigungspunkte.


Man beachte auch die heute nicht mehr existierende Türe vom Hangar in die Kantine...
In dieser Zeit wurde der erste Motorsegler des Vereins geliefert. Ein fabriksneuer C-Falke (OE-9150). Unter dem unfertigen Dach wurde er zusammengebaut.



Der fast fertige Hangar, die Tore sind eingehängt, viele Scheiben der Lichtbänder fehlen


Anfangs hatten die Tore nur unzureichende Endanschläge und so kam’s, wie’s kommen musste. Eines Tages fuhren wir mit einem Tor aus den Führungen --- mit einem riesigen Krachen fiel das Tor in den Hangar, glücklicherweise auf keinen der Anwesenden und auf keinen Flieger.Unsere „Bauhütte“ aus den alten Tagen. Möglicherweise kennt Ihr einige Personen auf den Bildern noch...


Onkel Schorsch (als schlanker Jüngling) und der Go als „dünner Haring“...
Auf den nächsten Bildern seht Ihr, wie die Vorfelder vorbereitet wurden. Zu Beginn hatten wir nur zwei asphaltierte Streifen, jeweils vor den Hangartoren, jedoch nicht über die volle Breite der Tore, nur ein etwa 5 Meter breiter Streifen war asphaltiert.



Ein Detail am Rande. Der verschwommen zu erkennende Tisch (am mittleren Bild) war der Platz des Betriebsleiters. Auf diesem Tisch stand das Funkgerät und lag die Startliste. Hier wurde der Flugbetrieb administriert. Ich erinnere mich noch an eine Anekdote aus dieser Zeit. Der Gerhard Vogel, war einer der ersten Motorpiloten, welche größere Reisen gemacht haben. Mit der Robin nach England. Das war damals eine fliegerische Großtat.

Gerhard hatte offenbar gerade sein Funksprechzeugnis gemacht und rief Stockerau "Flugplatz.Flugplatz Stockerau, OE-DVW auf 122,50, kommen", der Go, damals ein Büberl welches jede freie Minute am Flugplatz verbrachte, jedoch nicht im Besitz einer Sprechfunkberechtigung war, antwortet darauf: No, na, sonst würd ich Dich ja nicht hören.......


Auch unser Gertl Pustelnik war ein Funktalent: „Stockerau Airfield this is OE-xxx“, darauf unser Gertl, des Englischen nicht mächtig: „Da ist Stockerau Flugplatz, Englisch ist auf einer anderen Frequenz....“
Wir sind jetzt im Frühjahr 1981. Eine der letzten Arbeiten war das Verputzen des Wände, hier einige Bilder davon. Übrigens eine der wenigen Arbeiten welche wir nicht in Eigenregie gemacht haben.

Dreieinhalb Jahre hat es gedauert, vom Abbau in Aspern bis zum fertig verputzten Hangar in Stockerau. Ein Handvoll unerschrockener Vereinsmitglieder, vielmehr als eine Handvoll waren wir damals nicht, ich denke heute etwa 20-25 Personen welche damals aktiv waren, haben wirklich bedeutsames für den Stockerauer Flugplatz geleistet........

Nun ja, ganz eigen war der Hangar eigentlich nicht, er war eine Leihgabe der FAB an den Stockerauer Verein. An die Hangarüberlassung war ein Einstellrecht für FAB Flieger gebunden. Damals ein gefundene Fressen für den Verein. Wir bekamen nicht nur einen Hangar, sondern auch noch Einsteller frei Haus dazu. Der Verein besaß gegen Ende des Hangarbaues folgende Flugzeuge:

Eine Robin OE-DVW
Einen Motorsegler OE-9150
Eine Röhnlerche OE-0583
Eine Ka 8 OE-0648
Eine Sohai OE-
Und einen L-Spatzen OE-0546

Mit dieser Flotte war der 50*20 Meter große Hangar nicht einmal annähernd auszufüllen.
Was viele Jahre kein Problem war entwickelte sich Mitte der Neunzigerjahre zu einem Sorgenkind, die Vereinbarung mit der FAB. Unser Hangar wurde durch die Vereinsflotte und ein paar FAB Einsteller praktisch komplett gefüllt. Es war einfach kein Platz mehr für weitere Flugzeuge. Durch die Schwechter Generalaviationverdrängungsmaßnahmen, suchten aber ganze Vereine ein neues Zuhause. So wurde Stockerau zum Ziel der Interessen. Immer wieder hatten wir Anfragen ganze Vereinsflotten bei uns zu stationieren, was neben der Platzproblematik auch das Ende unserer „Alleinherrschaft“ am Flugplatz bedeutet hätte. Diese Unabhängigkeit und Selbstständigkeit in allen Entscheidungen welche den Verein, die Flotte und den Flugplatz betreffen ist aber ein wichtiger Aspekt. Nach vielen erfolglosen Anläufen konnten wir den Hangar dann 2001 schlussendlich kaufen und unsere Eigenständigkeit weiter ausbauen. An dieser Stelle sei nochmals Herrn Kuchling gedankt. Er, als Präsident der FAB, hat mit seinen positiven Ansichten der Fliegerei gegenüber den Ankauf ermöglicht. In einer Zeit der Selbstdarstellung und des Profitwahnsinns, hat er die Interessen und den geleisteten Einsatz anderer anerkannt und respektiert.

Als letzten Punkt der Geschichte müssen wir hier noch die Hebebühnen und Seilzüge nennen. Durch den angesprochenen Platzmangel haben wir Mitte der Neunzigerjahre Hebebühnen aufgestellt. Mittlerweile stehen drei Bühnen um Flugzeuge zu hochzuheben und dadurch zusätzlich Platz zu schaffen.
Auch die Sektion Segelflug hat keinen Platz mehr im Segelfliegerhangar. Zu den 2 bestehenden Hebeplätzen werden Anfang 2005 weitere 2 Segelflugzeughubzüge entstehen....

Nun ja, das war sie im Großen und Ganzen, die Geschichte unseres Westhangars. Wenn jemand von Euch noch Bilder hat, oder G’schichterl weis, bitte schickt sie mir.......
GO

Und jetzt ein G’schichtl:
Unser Klier Heinz, der war immer schon ein „Hackler “. Außerdem hat er gerne gestrichen und da die Hallentore, als wir sie bekamen, außen so schiach grau und innen komplett rostig waren, hat sich der Heinz kurzerhand einen Pinsel geschnappt, einen großen Kübel Farbe organisiert und hat drauf losgestrichen. Stunde um Stunde hat der Heinz gestrichen, bis die hundert geforderten Arbeitsstunden erledigt waren. Dann mussten die Tore ein Jahr warten, bis sie wieder neue Farbe schnuppern durften....
In den Bildern könnt Ihr genau sehen, wann die 100 Stunden erreicht waren